Polystyrol – Gilt der Dämmstoff bald als Sondermüll?
07. April 2020Vor allem beim schlüsselfertigen Bauen wird Polystyrol, auch bekannt als Styropor, gerne zum Dämmen der Fassade genutzt. Besonders die unkomplizierte Verarbeitung von Polystyrol und der günstige Preis machen den Dämmstoff so beliebt. Doch Experten warnen: Polystyrol ist nicht ganz ungefährlich, weswegen lieber zu Alternativen gegriffen werden sollte.
Viele Bauherren wollen die Kosten beim Bau so niedrig wie möglich halten und setzen sich nicht mit verschiedenen Dämmstoffen und Alternativen zum Polystyrol auseinander. Doch die Wärmedämmung mit Polystyrol kann einige Probleme mit sich bringen. Wir klären Sie auf:
Polystyrol: Belastung durch HBCD
Das Flammenschutzmittel Hexabromcyclododecan, kurz HBCD, ist oft im Dämmstoff Polystyrol enthalten. Es mag vor Flammen schützen, doch ist HBCD ein Umweltgift, welches sich schnell im Organismus anreichern kann und sehr langlebig ist. Das Umweltbundesamt (UBA) warnt vor dem Stoff, denn er kann sich negativ auf die Fortpflanzung auswirken. Es geht so weit, dass sowohl die Herstellung als auch die Anwendung seit 2013 weltweit verboten ist. Die einzige Ausnahme besteht bei dem Einsatz von Dämmplatten – doch auch das kann sich schon bald ändern. Ein weiterer Kritikpunkt sind Biozide, die in den allermeisten Fällen enthalten sind. Auf gedämmten Hauswänden soll dieser Stoff Algen- und Schimmelpilze verhindern. Allerdings ist er ebenso schädlich, wie HBCD.
Sobald die Regelungen sich ändern und das Polystyrol, welches HBCD enthält, zu den gefährlichen Abfällen gezählt wird, könnten viele Bauherren große Probleme bekommen.
Experten raten zu Alternativen
Die umwelt- und gesundheitsbelasteten Stoffe in Dämmmaterialien lösen bei Experten einen Alarm aus. Sie raten zu Materialen, die keine oder nur wenige gesundheitsschädigende Flammschutzmittel enthalten, wie beispielsweise Mineralwolle.
Außerdem können zur Wärmedämmung der Fassade auch Holz- oder Mineralfaserplatten genutzt werden. Im Vergleich zu Styropor sind Platten aus Holz- oder Mineralfasern jedoch teurer und die Dämmwerte sind etwas schlechter. So müssen bei der Verwendung von Naturmaterialien eine entsprechende Dicke, sowie andere Zuschnitte und Befestigungen genutzt werden.
Gedämmte Steine: Die Alternative?
Gedämmte Steine, aus Poren- und Leichtbeton oder als Ziegel, bilden eine Alternative zum Dämmstoff Polystyrol. Die Dämmung befindet sich bei dieser Dämmvariante zum Teil in den Löchern innerhalb der Steine. Sofern die Steine aus Ton gemacht worden sind, besteht die Wärmedämmung oft aus Perliten oder Mineralwolle.
Doch auch gedämmte Steine bringen Nachteile mit sich. Das einfache Zuschneiden, wie es bei herkömmlichen Steinen möglich ist, ist bei gedämmten Steinen problematisch. Für Ecken oder Aussparungen sind daher Sondersteine im Handel erhältlich. Durch die erschwerten Bedingungen beim Einsatz von gedämmten Steinen ist es daher wichtig genau zu planen. Gedämmte Steine sind eine gute, aber etwas kostspieligere Alternative zum Dämmen. Daher bieten Firmen diese Möglichkeit oftmals gar nicht erst an.
Umweltfreundliche Baustoffe fürs Dach
Sie sollten sich nicht erst Gedanken um die Fassadendämmung machen, wenn das Haus schon gebaut ist. Es ist ratsam, bereits bei der Planung zum Hausbau Möglichkeiten abzuwägen und sich über Alternativen zur Fassadendämmung zu informieren. Beim Dach können Sie gerne und einfach auf Naturmaterialien setzen: Hanf, Jute, Flachs, Zellulose, Holzfasern oder auch Schafwolle sind gut geeignete und ökologisch-wertvolle Materialien zum Dämmen.
Doch auch bei den Naturmaterialien gibt es große, qualitative Unterschiede. Auch die natürlichen Materialien können mit einem Flammschutzmittel bearbeitet worden sein. Qualitätssiegel wie „natureplus“ oder der „Blaue Engel“ geben Ihnen die nötige Sicherheit.
Fassadendämmung: Staatliche Förderung möglich
Als Hausbesitzer sollten Sie beachten, dass eine durch die KfW-Bank eine staatliche Förderung, beziehungsweise eine Förderung durch zinsgünstige Kredite und Zuschüsse, für die Fassadendämmung möglich ist. Sowohl als Einzelmaßnahme als auch im Rahmen einer kompletten Sanierung kann hierbei die Fassadendämmung erfolgen. Allerdings sind die Anforderungen hier höher als die Anforderung der Energieeinsparverordnung (EnEV). Der Antrag auf Förderung muss immer vor Beginn der Arbeiten erfolgen. Außerdem müssen Sie immer einen Experten aus der Liste Energieeffizienz für Förderprogramme des Bundes in Ihre Planung und auch Ausführung mit einbeziehen. Sofern Sie diese Forderungen missachten und Ihre Arbeiten in Eigenregie ausführen, kann Ihnen keine Förderung zugesprochen werden. Es lohnt sich also immer, sich richtig zu informieren!
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